Kein Verständnis für die Abmeldung

„Eine Vollkatastrophe“: Jörg Rapp über den Rückzug vom TSV Nord Harrislee

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Ex-Ligamanager Jörg Rapp blutet das Herz: Vor einer Woche hat sich die Ligamannschaft vom TSV Nord Harrislee aus dem Spielbetrieb der Verbandsliga Nord zurückgezogen.

Harrislee – Bevor der TSV Nord Harrislee sich vor dem sechsten Spieltag vom Spielbetrieb zurückgezogen hatte, verabschiedete sich schon Jörg Rapp als Ligamanager. „Das große Problem bei mir war, dass ich privat genug um die Ohren hatte“, erklärt er und verweist auch auf seine beiden Kinder, die dementsprechend viel Zeit in Anspruch nehmen. „Privat geht immer vor“, sagt er. „Ich habe 21 Jahre einen behinderten Sohn und alle meinen immer, das wäre alles so leicht gemacht. Aber das ist es nicht. Du hast keinen richtigen Urlaub, es ist wirklich Stress.“

Fehlender Respekt einiger Spieler

Aufhören wollte er eigentlich schon vor der Saison im Sommer. „Da hatte mich Fred, unser Betreuer, nochmal gefragt, ob ich nicht nochmal anfangen könnte.“ Rapp kam dem Wunsch nach, doch nach dem Spiel beim TSV Großsolt-Freienwill (1:5 Niederlage) mangelte es am Respekt einiger Spieler ihm gegenüber. „Das war dann der Oberknackpunkt“, begründete er seinen endgültigen Rückzug. Besonders leid tut ihm dieser gegenüber der vielen Sponsoren, die er für die Liga-Mannschaft an Land gezogen hatte. „Vor drei Wochen holte ich noch 26 neue Taschen und Polos für die Mannschaft – leider mit TSV Nord Schriftzug. Und dann kam plötzlich der Donnerstag.“

„Eine Vollkatastrophe für Gemeinde, Sponsoren und Verein“

An diesem Tag wurde die Entscheidung getroffen, sich vom Spielbetrieb zurückzuziehen. Es sei der einzig vernünftige Weg, sollen sich Mannschaft und Trainer einig gewesen sein. Kein Verständnis für diesen Schritt hat Jörg Rapp. „Die Abmeldung der Mannschaft ist eine Vollkatastrophe. Für die Gemeinde Harrislee, für die Sponsoren und für den Verein. Ich glaube nicht, dass da alle Optionen ausgelotet wurden. Das war der leichteste Weg. Der Trainer macht sich da auch keinen Kopf, sondern spielt gleich am Wochenende drauf beim PSV Flensburg mit. Die wollten nur nicht jede Woche abgeschossen werden.“ Genaue Hintergründe zur Abmeldung kennt auch Rapp nicht: „Ich habe wirklich keine Ahnung, wer das am Ende wirklich entschieden hat. Da ich zuletzt auch nicht so oft da sein konnte, bekam ich viel Internes nicht mehr mit. Das war auch ein großes Problem für mich.“ So kann er auch die Stimmung innerhalb der Mannschaft in den letzten Monaten nicht groß bewerten. Aber er weiß, dass zum Spiel gegen Niebüll notfalls vier Altligaspieler hätten auflaufen können. „Zu mir wurde kein Kontakt aufgenommen, um Spieler aus der alten Zweiten zu holen.“

Erklären kann er sich aber die hohe Anzahl der Verletzten. „Das lag eindeutig an der Vorbereitung“, ist sich Jörg Rapp sicher, der erstmals 1977 zum TSV Nord Harrislee kam. „Es war einmal Dienstag Kennenlerntraining und dann wurde sofort gespielt. Das sich dann welche verletzen, wundert mich nicht.“ 

Das Trainer-Chaos

Für viel Gesprächsstoff sorgte auch die eintägige Entlassung von Henrik Johnsen als Liga-Trainer, die von Jörg Rapp selbst kam – und schon am nächsten Tag wieder zurückgenommen wurde. „Viele Punkte hatten mich aufgeregt. Da wollte ich die Reißleine ziehen.“ 
Am nächsten Tag folgte ein Gespräch, bei dem u.a. auch Obmann Alex Spiers dabei war, indem sich der Trainer erklärte. „Er hat mich dann zum Rückzieher bewegt. Ich wäre an seiner Stelle gegangen.“

Geplatzte Träume

Der Untergang vom TSV Nord Harrislee begann aber schon vor dem Saisonstart, als sieben Leistungsträger den Verein verließen. Warum diese Spieler nicht gehalten werden konnte, kann Jörg Rapp nicht beantworten. „Das musst du die Trainer fragen. Ich weiß nicht, was da abgelaufen ist. Zu mir sagte der Trainer im März/April, dass alle Spieler bleiben und ich mich um nichts mehr kümmern muss. Zu diesem Zeitpunkt war ich ja schon fast raus.“

Den Neustart in der Kreisliga sieht Jörg Rapp als schwierig an. „Das wird schwer, ohne dass du eine ganze Mannschaft hier her holst. Ich weiß auch nicht, wer das regelt.“ Ob er auch selbst an einem Neuaufbau mitwirken würde, ließ er offen. „Das hängt immer von den privaten Dingen und der Arbeit ab. Aber wenn ich mal um Rat gefragt werde, dann ist das gar kein Problem. Ich bin ja seit meinem fünften Lebensjahr beim TSV Nord und daher schmerzt mich diese Geschichte auch sehr.“ Auch von seinem ursprünglicher Plan, innerhalb von drei Jahren den Aufstieg in die Landesliga zu schaffen, musste er sich frühzeitig verabschieden. „Es fing damit an, dass unsere zweite Mannschaft wegfiel, weil sich da auch keiner drum gekümmert hat“, ärgert er sich, so hätte er schlecht beide Teams trainieren können und auch noch zeitgleich den Ligamanager machen. „Alles was wir vorhatten, war für die Tonne.“ Unfassbar für Jörg Rapp, denn neben der Anlage fehlte es auch der Mannschaft an nichts. „Die hatten wirklich alles, eine der am besten ausgestatteten Mannschaften.“ 

Zusammenarbeit mit dem Vorstand war schwierig

Auch die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, bei dem es nun auch zu Veränderungen kommt, sah Jörg Rapp kritisch. „Ich hatte eine Sponsoren-Tafel fertig, aber ich bekam einfach kein Go sie anzubringen, da der Vorstand es einfach nicht schaffte, die Gemeinde um Erlaubnis zu fragen.“ 

Insbesondere bei den vielen Sponsoren, die ihm über viele Jahre hinweg die Stange hielten, möchte sich Jörg Rapp ausdrücklich bedanken. „Das ist für mich ganz wichtig, dass noch einmal zu sagen.“ So sah er es auch als seine Pflicht an, die Sponsoren persönlich über die Abmeldung zu informieren. „Das war für mich ganz schlimm. Ich glaube auch, da hat sich keiner von der Mannschaft einen Kopf gemacht, das wir die Sponsoren zu unterrichten haben.“ 

Sicher ist aber, dass Jörg Rapp die Entwicklung bei seinem TSV Nord Harrislee ganz genau beobachten wird und notfalls selbst wieder mit Rat und Tat, im Rahmen seiner Möglichkeiten, zur Seite stehen wird. (msc)






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