Rammer in Rage

VfR Horst erneut ein Opfer der Corona-Beschränkungen

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Horst – Geht es nur nach den nackten Zahlen, ist der VfR Horst die erfolgreichste Herren-Mannschaft in den Verbandsspielklassen des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes in der Serie 2020/2021. Im Schnitt alle 22,5 Minuten versenkten die Rasensportler im Herbst 2020 das Runde im Eckigen. Die 24 Tore, die die Steinburger in ihren sechs Saisonspielen in der Verbandsliga West erzielten, bedeuten Bestwert im nördlichsten Bundesland – zusammen mit den ebenfalls 24 Treffern, die der 1. FC Phönix Lübeck II in der Verbandsliga Süd-Ost erzielte. Die Marzipanstädter mussten allerdings zehnmal den Ball aus dem eigenen Netz holen, die Horster nur sechsmal.

Die sechs Siege in sechs Punktspielen erreichte neben den Horstern auch die SSG Rot-Schwarz Kiel in der Verbandsliga Ost. Der TSV Nordmark Satrup (fünf Erfolge in fünf Partien in der Landesliga Schleswig) und der TSV Travemünde (drei Triumphe in drei Begegnungen in der Landesliga Holstein) weisen ebenfalls eine blütenweiße Weste auf und hätten, so die Spielzeit 2020/2021 nicht aufgrund der Corona-Beschränkungen unterbrochen worden wäre, ebenfalls ihre ersten sechs Aufgaben allesamt gewinnen können. Auch hier spricht das Torverhältnis aber für die Horster (24:6 / plus 18) gegenüber Rot-Schwarz Kiel (16:3 / plus 13).

“Wir waren richtig gut in Schuss”

Hinzu kommt der erfolgreiche Weg im Kreispokal Westküste, wo die Horster nach vier Siegen (unter anderem 4:0 nach Verlängerung im Halbfinale gegen den Landesligisten BSC Brunsbüttel) erst im Endspiel ihrem Staffel-Rivalen FC Reher-Puls mit 2:4 unterlagen. Dafür nahmen die Rasensportler übrigens umgehend Revanche, indem sie acht Tage nach dem verlorenen Pokal-Finale zum Liga-Auftakt einen 5:0-Kantersieg in Puls feierten.
„Wir waren also richtig gut in Schuss“, befand VfR-Trainer Florian Rammer, der deshalb vollkommen verständlicherweise „total am Boden zerstört war“, als das erweiterte Präsidium des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes am 10. März beschloss, die Serie 2020/2021 nicht nur abzubrechen, sondern sie auch zu annullieren und weder Auf- noch Absteiger zuzulassen. „Das ist für meine Jungs, die über Monate viel investiert und einen hervorragenden Start hingelegt haben, eine ganz, ganz bittere Nummer“, haderte Rammer.
Der 37-Jährige, der in Kropp im Kreis Schleswig-Flensburg lebt, betrieb und betreibt selbst einen hohen Aufwand, um seine Schützlinge in Form zu bringen. „In den vergangenen Wochen und Monaten bin ich auch mehrmals nach Horst gefahren, um mit einigen Spielern ein Einzel-Training zu absolvieren, in dem wir gezielt daran gearbeitet haben, individuelle Stärken noch weiter auszubauen und Schwächen zu verbessern“, berichtete Rammer. Der Coach ist überzeugt: „Nur, wer viel arbeitet, kann auch viel erreichen – und in Horst wollen wir viel erreichen.“

“Zum zweiten Mal ausgebremst worden”

Auch, weil die Rahmenbedingungen stimmen – die Sportanlage an der Heisterender Chaussee ist mit einem Kunstrasen und zwei Rasenplätzen optimal, monetäre Mittel sind ebenfalls vorhanden –, wollten die Horster den im Mai 2019 erlittenen „Betriebsunfall Abstieg aus der Landesliga“ schnellstmöglich wieder wettmachen. Schon in der vergangenen Spielzeit 2019/2020 waren sie gut dabei: Zum Zeitpunkt des Saison-Abbruchs hatten sie als Tabellen-Vierter nur einen um 0,10 schlechteren Punkte-Quotienten als die SG Geest 05, die als Rang-Zweiter noch in die Landesliga aufsteigen durfte.
„Insofern sind wir jetzt schon zum zweiten Mal von den Corona-Beschränkungen ausgebremst worden“, haderte Rammer. Der 37-Jährige fügte aber kampfeslustig hinzu: „In der kommenden Saison, die hoffentlich regulär beendet werden kann, nehmen wir einen dritten Anlauf und wollen den Aufstieg perfekt machen.“ Dabei sieht er den Kader bereits als „gut aufgestellt“ an – nichtdestotrotz könnten „noch ein paar junge, neue Spieler dazukommen“, so Rammer. Vorerst nicht mehr zum Einsatz kommen werden die Verteidiger Maximilian Hernandez (24) und Florian Rossow (21) sowie Mittelfeldmann Leon Lienau (19), die vereinsintern zur zweiten Mannschaft (A-Kreisklasse Südwest) wechseln.
Am Alternativ-Wettbewerb „Derby-Cup“, den die SHFV-Verantwortlichen als Ersatz für die nicht fortgeführten Punktspielrunden in Aussicht stellten, werden die Horster übrigens „definitiv nicht teilnehmen“, so Rammer. Hier könnte ihnen dann also ein anderes Team noch den Rang der erfolgreichsten Fußball-Mannschaft Schleswig-Holsteins in der Saison 2020/2021 ablaufen. (kw)


Dieser Artikel erschien zuerst in der Sport Woche Nr. 2 vom 06.04.2021




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