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Als Freddy Kiwitt am Samstag um kurz nach halb neun den Ring im Vinding Idræts Center von Vejle betrat, kannte er noch nicht einmal den Namen seines Gegners. Er konnte froh sein überhaupt einen Kampf bestreiten zu können, denn am Tag zuvor beim offiziellen Wiegen stand der „Pretty Boy“ plötzlich ohne Gegner dar. „Gestern war ich echt schlecht gelaunt“, erzählt uns Kiwitt, der eigentlich auf Andreas Maier treffen sollte. Nun wusste er nur, dass sein neuer Gegner aus Georgien kam und kurzfristig für Maier eingesprungen war. „Ist egal“, nahm es Freddy Kiwitt direkt vor dem Kampf locker, denn über Maier wusste er auch nicht viel mehr.
Der amtierende WBU-Afrikameister und WBO-Europameister dürfte mit dieser Ungewissheit in bester Gesellschaft gewesen sein, denn am Ende bekamen die rund 400 Zuschauer kaum einen Kampf zu sehen, welcher im Vorfeld zur Veranstaltung angekündigt wurde.
Durchaus chaotisch ging die erste „Fight Night“ in Vejle über die Bühne, auch das Vorprogramm mit zwei Kickbox-Kämpfen mit Flensburger Beteiligung startete eine Stunde später als geplant.
Impressionen
„Bin froh, dass alles gut gelaufen ist“
Trotz des Durcheinander blieb Kiwitt ganz der Profi und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Als die Ringglocke ertönte tastete er sich zunächst an seinen kleineren Gegner heran. Es war der 23-jährige Nika Nakashidze. „Ich wollte nicht gleich am Anfang alles geben, ich wusste ja nicht, was mein Gegner drauf hat“, erklärte der zweifache Champion nach seinem Kampf, den er durch TKO vorzeitig für sich entscheiden konnte. Nakashidze trat zur siebten Runde nicht mehr an. Zuvor kam auch nicht sonderlich viel vom Mann aus Georgien. „Es hat sich ein bisschen wie ein besseres Sparring angefühlt. Er war sehr defensiv“, erklärt uns Kiwitt in der Kabine und wirkt dabei nicht sonderlich erschöpft. Man könnte meinen, dass sein Kampf erst noch stattfinden sollte. „Ich bin aber froh, dass alles gut gelaufen ist. Der Druck ist jetzt weg“, freut er sich nun auf ein paar Tage Pause. Erleichtert ist er auch, dass er sich keine Verletzung im Kampf zuzog und sich nun auf sein WBO Global Championship Titelmatch am 19. Dezember gegen Luther Clay konzentrieren kann. „Am schlimmsten war die psychische Belastung. Es lief so viel schief, schon beim Wiegen fing es an.“

„Homecoming“ als Vorbereitung auf den nächsten Titelkampf
Dennoch war es für Freddy Kiwitt auch schön gewesen in Vejle, denn der Kampf war eine Art „Homecoming“ für ihn. „Normal boxe ich bei größeren Veranstaltungen. Aber der Zuspruch aus dem Publikum hörte sich gut an“, freute sich der „Pretty Boy“ auch über den Support seiner Eltern. „Meine Mutter habe ich beim Kampf wieder gehört“, schmunzelt er. Im Vorgespräch am Mittwoch erinnerte er sich noch an einen Kampf, der wegen ihr unterbrochen werden musste, so lautstark unterstützte sie ihren Sohn.
Gegen Luther Clay in einem Monat sieht Freddy Kiwitt die Chancen bei 50:50. Mit einem Sieg könnte er sich den dritten Titel sichern, die Top 10 knacken und 2020 seinen Traum von einer Weltmeisterschaft noch ein Stückchen näher kommen. Danach freut er sich aber vor allem auf die Weihnachtspause. „Endlich wieder gut Essen“, lacht er. Und auch die beiden bisherigen Titelgewinne sollen dann endlich mal gefeiert werden.
