Neue Regeln im Kinderfußball

Ist das noch Fußball?

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Keine Torhüter, vier Tore, möglichst gleiche Spielzeiten für alle. Macht das noch Spaß? Wir haben uns umgehört.

Der Kinderfußball steht vor einer großen Revolution. Ab der Saison 2024/25 werden neue Spielformen bei der G-, F- und E-Jugend eingeführt, die dann verbindlich sind und die bisherigen Wettbewerbe ablösen. Wie beim Funino werden an jeder Grundlinie zwei Minitore aufgestellt (in der G-Jugend durchaus auch mehr), die Spielfelder werden kleiner und weniger Spieler stehen auf dem Platz. In der G- und F-Jugend wird sogar auf Torhüter verzichtet. Fällt ein Tor, wird gewechselt. So sollen die Kinder möglichst gleiche Spielanteile bekommen und die weniger talentierten Kinder genauso zum Zug kommen, wie die größeren und besseren Spieler. Ergebnisse und Tabellen sollen nicht mehr geführt werden, eine klassische Meisterschaft wird es nicht mehr geben. Dafür Turniernachmittage mit mehreren Spielfeldern. Für die Vereine heißt es also, dass weitere Minitore angeschafft werden müssen, wenn nicht schon geschehen.

Drei gegen drei, fünf gegen fünf, keine Torhüter, keine
Tabellen. Ist das überhaupt noch Fußball?

„Ja, auf jeden Fall“, sagt Stützpunkttrainer Marco Jannsen, der viele Jahre auch Jugendtrainer bei DGF Flensborg war und inzwischen die Ligamannschaft von IF Stjernen betreut. „Früher sind wir auch einfach auf den Bolzplatz, haben Teams gebildet und auf jeder Position gespielt“, sagt ihm das neue Konzept zu.

„Die Trainer können nicht mehr so viel Einfluss nehmen und die Kinder zu früh auf eine feste Position einschränken. Heute haben die Kinder teilweise Angst, ihre Position zu verlassen und einen Fehler zu machen. Jetzt muss jedes Kind in den Zweikampf gehen und Tore schießen.“ Und die werden nun nicht mehr nur noch von den größeren und besseren Spielern geschossen. „Gerade in der F-Jugend kann ein Spieler die gesamte gegnerische Mannschaft auseinander nehmen.“ Dass es keine Tabelle und Turniersieger gibt, spielt für Jannsen keine Rolle: „Die Kids wissen ja, dass sie die Besten waren. In der F-Jugend gab es vorher auch keine.“
Ein Problem, neben der Anschaffung der teuren Tore, wo er sich Unterstützung durch den DFB wünschen würde, sieht Jannsen aber bei einigen Kollegen: „Viele jüngere Trainer haben keine gute Ausbildung oder orientieren sich zu sehr am Leistungsprinzip der Bundesliga. Bei allen anderen hoffe ich, dass sie von den Änderungen genauso viel halten wie ich.“

„Es herrscht eine friedvolle Stimmung auf dem Platz“

In der Jugend zu Hause ist auch Tomas Malz, der eine F-Jugend bei der SG Satrup-Großsolt neu aufbaute und seit dieser Saison in der E-Jugend unterwegs ist. Auch er ist ein Unterstützer der neuen Regeln und wendet diese auch schon seit Jahren in seinem Training so an. „Ich bin kein Freund von 7 gegen 7 in diesen Altersgruppen. Bei den Spielen drei gegen drei oder fünf gegen fünf kann sich keiner mehr verstecken oder in einem Spiel nur einmal an den Ball kommen. Jeder kann Tore schießen.“ Und so konnte Tomas Malz kürzlich bei einem F-Jugend Turnier beobachten, dass die Kinder mit viel mehr Freude dabei waren. „Die Kids bekommen so Selbstvertrauen und es herrscht eine friedvolle Stimmung auf dem Platz. Die Eltern sind überall zerstreut und schauen bei den Spielen zu.“ Malz erinnert der neue Turniermodus an die vielen Sommerturniere, die es in der Jugend gibt. „Die Spieler stehen mehr im Vordergrund als das Ergebnis. Das nimmt auch viel Aggression aus den Spielen heraus.“

So steht Tomas Malz auch komplett hinter der Werbeaktion des DFB für die neuen Regeln. „Es reicht völlig aus, wenn in der D-Jugend mit Taktik angefangen wird und man seine Position findet.“ (msc)


Dieser Artikel erschien zuerst im TNS SPORTS Magazin Nr. 30 | November 2022
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