Kolumne - Abpfiff

Kein Geld für die Jugendabteilungen

veröffentlicht am

Neu im TNS SPORTS Magazin: Abpfiff – Die Kolumne von Tomas Malz

Ich wundere mich immer wieder, wie wenig finanzielle Mittel die Vereine ihrem Jugendbereich zur Verfügung stellen.

Warum wird so wenig in die eigene Basis gesteckt? Und warum denken viele Vereine da so kurzsichtig? Oftmals ist die spielstärkste Herrenmannschaft eines Clubs das einzige Aushängeschild des Vereins. Da wird im kleinen oder großen Stil investiert, Sponsoren aktiviert, Spieler mit Geld gelockt, Trainergehälter bezahlt und aufwendige Trainingslager organisiert. Ich rede da nicht von der Regionalliga aufwärts, sondern von all den Teams, die sich unter dieser Spielklasse befinden. Ohne Frage spielen sie auch tollen Fußball und jedes Erste-Herren-Team – sei es in der Kreisklasse oder in der Oberliga – hat ihre Berechtigung. Das ist für mich völlig klar. Aber warum wird kaum oder nur wenig Fokus auf den Jugendbereich gelegt? Es wird häufig gesagt, dass die Kinder „nur noch vor den Konsolen hocken“ oder „nichts mehr mit Sport am Hut haben“.

In meinen Augen alles Humbug! Die Kinder und die Jugendlichen werden meiner Meinung gnadenlos unterschätzt.

In meiner Wahrnehmung liegt die Ursache auf der Hand: Über viele Jahrzehnte hat sich im Jugendbereich kaum etwas getan. Trainingsmaterialien bei den Vereinen beschränken sich fast nur auf Hütchen, Stangen und vielleicht mal eine (kaputte) Trainingsleiter, die irgendwo in der Ecke liegt. Jugend-Trainer werden in den Vereinen kaum aktiv gefördert. Oftmals übernehmen Eltern das Training der Teams. Es wurde nie gefragt, wie sich der Verein auf die neuen, ändernden Bedürfnisse der Kinder einstellen kann. Wie können wir unseren Nachwuchs für diesen sehr geilen Teamsport neu begeistern? Können wir vielleicht sogar von anderen Vereinen oder Ländern lernen oder wollen wir weiterhin immer nur „unser eigenes Süppchen“ kochen? Hin und wieder bemerken wir mal eine Jugendmannschaft, die sich in irgendeinen Verein hervorhebt. Warum stellen wir uns da nicht die Frage, warum das so ist? Warum fehlt bei uns häufig die Kontinuität und Verlässlichkeit im Jugendbereich?

Wenn wir es schaffen, die Kinder und Jugendlichen bis in die A-Jugend halten zu können, sie dauerhaft für den Fußball motivieren können, brauchen sich die Männerteams ihre Spieler nicht mehr von außerhalb holen. Auch wäre ein Zusammenschluss von verschiedenen Vereinsmannschaften überflüssig, damit überhaupt eine Mannschaft gemeldet werden kann. Dann wäre da auch wieder ein Stück weit mehr Identität in den Vereinen. Und jedes Team, sei es im Herren-, Jugend- oder im Kinderbereich, nimmt sich wieder untereinander wahr. (tma)


Dieser Artikel erschien zuerst im TNS SPORTS Magazin Nr. 30 | November 2022
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